Jetzt hat Google also ein neues Feature aus dem Sack gelassen: Die Conversational Search. Man kann jetzt nicht nur per Spracheingabe Suchanfragen stellen (Google Voice Search), man bekommt jetzt auch Antworten verbal geliefert. Damit nicht genug: Google bezieht Folgefragen auf zuvor gestellte und „denkt“ gewissermaßen mit. So brauche ich nach einer Frage nach z.B. einer Person oder einem Ort nur noch „Wie alt ist sie/er?“ oder „Wie weit ist es dorthin?“ zu formulieren und Google weiß, von wem oder was ich spreche. Johanna Wright von Google zeigt uns in knappen 3 Minuten wie es funktioniert:
Wie im Video zu sehen, kommen die Antworten vom Knowledge Graph, dem blutjungen Feature von Google, das verschiedene Suchergebnisse miteinander verknüpft und Dinge, Orte oder Personen logisch in Beziehung zueinander setzt um relevante Zusatzinformationen zur Suchanfrage direkt griffbereit zu haben. Hierbei werden die Daten übersichtlich und benutzerfreundlich mit Bildern und Text dargestellt, ohne dass man die Ursprungsseite noch besuchen muss (natürlich sehr zum Leid vieler Webseiten-Betreiber). Auch in der deutschen Google-Suche funktioniert das bereits in vielen Fällen, wie folgendes Beispiel zeigt:
Conversational Search auf deutsch
Ich frage also „Wie alt ist Angela Merkel?“ und bekomme dieses (untenstehende) Ergebnis, allerdings ohne eine verbale Antwort. Auf die Folgefrage „Wie groß ist sie?“ bekomme ich nur eine Suchergebnisliste mit genau dieser Frage, welche nicht in Verbindung mit unserer Kanzlerin steht. Auch bei anderen Fragen: das gleiche Bild.
(Falls Sie übrigens laut Google Chrome die aktuellste Browser-Version fahren und doch kein kleines Mikrofon in der Suchleiste zu sehen ist, installieren Sie den Browser einfach neu, danach geht’s.)
Bei der deutschen Variante der Google Conversational Search ist die Sprachausgabe der Suchergebnisse, sowie die „Folgefrage-Funktion“ also noch nicht in Betrieb. Ebenso wenig reagiert die Suchmaschine auf den Sprachbefehl „Ok, Google“, welche wie im Video zu sehen, den Klick auf das Mikrofon-Symbol obsolet macht.
Möchte man also die Browser-Suche wie im Video mal ausprobieren, muss die Sprache in der Suchmaschine erst auf englisch gestellt werden. Doch Achtung: Stellen Sie ihren linguistischen Gewohnheiten entsprechend auf britische oder US-amerikanische Sprache. Eine Kollegin, die jahrelang in England gelebt hatte, kam bei der US-amerikanischen Spracherkennung schnell an dessen Grenzen.
Wir müssen uns da also noch ein bisschen gedulden, können aber zumindest bei Google Now ein Gefühl dafür bekommen, wo die Reise hingeht. Denn hier kann man zumindest schon Googles „Stimme“ auf deutsch hören.
Was ist Google Now?
Google Now ist die Google-Suche-App für das Smartphone, auf meinem Android war sie vorinstalliert. Binnen kürzester Zeit hat die Applikation automatisch erkannt und festgelegt, wo ich wohne und wo ich arbeite, ohne dass ich irgendwo Adressen gespeichert hätte. Unheimlich, oder? Und wenn ich an meinem Laptop nach einem Laden suche, weiß Google Now das später und zeigt mir automatisch, wie weit es dorthin ist, wenn ich mobil unterwegs bin. Dazu kommt später noch ein Medienrechtsanwalt zu Wort.
Zurück also zur Conversational Search und was bald auch im Browser alles funktionieren wird. Sagen wir, ich möchte am Wochenende dem Wetter entfliehen und habe gehört, dass es in Lissabon, Portugal schön werden soll. Ich drücke also auf das Mikro-Symbol und hake nach:
Ich: „Wie wird das Wetter am Wochenende in Lissabon?“
Google Now: „Das Wetter am Wochenende in Lissabon: 26 Grad und klar.“
Ich: „Zeige mir Sehenswürdigkeiten in Lissabon.“
Google Now: „Hier sind beliebte Sehenswürdigkeiten in Lissabon.“
Ich bin beeindruckt. Nicht, dass ich einen Roadtrip planen würde, möchte aber dennoch wissen:
„Wie weit ist es von hier nach Lissabon?“ -„Die Fahrstrecke von ihrem Standort nach Lissabon, Portugal beträgt 2788,1 Kilometer,“ erwidert Google.
„Zeig mir den günstigsten Flug nach Lissabon“ ist zuviel des Guten, zumindest für die verbale Antwort. Ich bekomme kommentarlos die gewohnten Suchtreffer angezeigt, wie im Screenshot rechts unten zu sehen.
Es wird allerdings nicht mehr lange dauern, bis Google auch solche und auch noch kompliziertere Anfragen meistern wird. Die Erfüllung von Wünschen wie „Reserviere für meinen Schatz und mich unser Lieblingshotel über seinen/ihren Geburtstag für 2 Nächte und bestelle einen Präsentkorb“ sind keine ferne Zukunftsmusik mehr.
Von der Plauscherei mit Google angefixt schmiss mein Kollege Alex die Kamera an und wir stellten die Suchmaschine vor ein paar zu bewältigende Aufgaben, inklusive einiger Handy-Funktionen:
Demo der Google Conversational Search
Das mit Spannung zu erwartende Produkt Google Glass ist für die sprachgesteuerte Suche natürlich prädestiniert und wird vielleicht auch der Anstoß für diese Entwicklung gewesen sein.
Falls Sie Google Now selbst mal probieren möchten, hier geht’s zum Download für Android-Smartphones. Seit Ende April gibt es die mobile App auch für Iphones und Ipads. À propos Apple! Die hatten doch schon viel früher einen Sprachassistenten mit dem man kommunizieren konnte? Richtig, Siri! Mit lustigen, vermeintlichen Konterantworten wie bei Apples Sprachassistenten wartet die Conversational Search von Google ja nicht auf. Auf zu unspezifische Fragen wird mit den gewohnten Suchtreffern der normalen Google-Suche geantwortet, also nonverbal. Welche Figur die beiden Sprachassistenten gegeneinander machen, sehen Sie in diesem Test. Zurück zu Google.
Nur eine Frage der Zeit
Sind einige Funktionen noch nicht verfügbar und funktionieren viele Anfragen eher oberflächlich, ist die Conversational Search doch ziemlich beeindruckend. Man fragt sich, wie das Ganze in 20 Jahren aussieht. Man wird wie Ripley seinerzeit im Alien-Epos durch das Raumschiff, hier wohl eher durch die Wohnung/sein Haus, spazieren und mit seinem Hauscomputer kommunizieren. Auf die Frage „Ok Google, was gibt’s zu essen?“ wird die App nach einem Hundertstel-Sekunden-Kühlschrank-Check verschiedene Dinner-Varianten vorschlagen, inklusive Zubereitungsanweisungen versteht sich. Der Computer wird einen kennen. In-und auswendig. Wie man im Ansatz schon bei Google Now erkennen kann.
Und der Datenschutz?
Gruselig? Finde ich auch. Medienrechtsanwalt Christian Solmecke ebenso, zumindest rechtlich sehr fragwürdig. Irgendwie toll findet er’s glaub ich trotzdem 😉 :
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