Auch wenn die digitalen Marketing-Strategien heutzutage immer dominanter werden und der Printbereich mehr und mehr verdrängt wird, möchten auch KMU nicht auf gedruckte Flyer, Gutscheine, Plakate für Aufsteller etc. verzichten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Gestaltung der Druckerzeugnisse immer im Budget eingeplant sind und so werden die Angebote und Werbebotschaften eigenhändig auf ein bestimmtes Format „gezimmert“ und die Datei schließlich an eine Druckerei geschickt. Viele Auftraggeber erleben aber bei der Zustellung des Produkts ihr blaues Wunder: die Farben der Druckerzeugnisse stimmen nicht im geringsten mit dem Gestaltungsentwurf überein, das Drama ist groß. Die Druckerei trifft in den meisten Fällen allerdings keine Schuld. Was also ist passiert?
Monitorkaliblierung
Bevor man überhaupt in irgendeiner Weise mit dem Computer gestalterisch tätig wird, muss überprüft werden, ob der Monitor richtig eingestellt ist. Die Monitorkalibrierung sorgt dafür, dass die Farben und Kontrast korrekt wiedergegeben werden, was ab Werk nicht unbedingt der Fall sein muss. Falls Sie noch nie etwas von Weißpunkt, Gamma und Luminanz gehört haben macht das gar nichts. Wovon hier die Rede ist und wie man den Bildschirm schließlich richtig kalibiriert, erfahren Sie in einem unserer vorangegangenen Artikel.
Eine gute Kalibrierung ist zwar noch längst kein Garant für ein verlässliches Ergebnis, ist aber immer noch besser als gar keine oder eine schlechte.
Der Unterschied zwischen RGB und CMYK
Viele Leute sind sich der unterschiedlichen Farbmodelle RGB und CMYK nicht bewusst. Erst Recht nicht, wie und wann diese verwendet werden sollen.
Der RGB-Farbraum (oben) hat die drei Farben Rot, Grün und Blau als Basis und wird als „additives Farbmodell“ bezeichnet. Ist einer dieser Farbtöne im Farbraum „eingeschaltet“ ist jenes Feld entsprechend farbig. Wird nun ein zweiter Farbton hinzugefügt, beispielsweise rot zu grün, wird der Schnittbereich der beiden Farben gelb, wird der dritte Ton hinzugeschaltet, wird der Bereich weiß. Sind alle drei Farben inaktiv, ist das Feld natürlich schwarz.
Mit diesem Prinzip arbeiten einzelne Pixel eines Computer-Bildschirms oder eines TV. Jeder Pixelpunkt besteht aus diesen 3 Farbfeldern, welche beliebig an- und abgeschaltet werden können. Das RGB-Modell wird stets im digitalen Bereich angewendet, da sie mit selbstleuchtenden Systemen wie großen Bildschirmen und Smartphones arbeiten (daher Lichtfarben). Möchte man diese Farben nun per Drucker auf ein Blatt Papier übertragen, ist es vollkommen logisch, dass diese nicht verlustfrei weitergegeben werden können. Denn ein Blatt Papier besteht weder aus Pixeln, noch gibt es Licht „von hinten“. Hier kommt also das zweite Farbmodell ins Spiel.
Der CMYK-Farbraum (unten) geht im Gegensatz zum RGB-Farbraum von einer weißen Grundfläche aus, da hier mit Pigmenten gearbeitet wird und findet in der Drucktechnik Anwendung. In diesem „substraktiven Farbmodell“ werden die Farbpigmente mit unterschiedlicher Deckkraft übereinander gedruckt. Die drei Farben Cyan (C), Magenta (M) und Gelb (Y=Yellow) bilden die Basis, Schwarz wird von der Schlüsselplatte (K=Keyplate), der schwarz druckenden Druckplatte an der die 3 Farben ausgerichtet werden, wiedergegeben. Da die Mischung von Cyan, Magenta und Gelb kein sauberes Schwarz ergibt, wird „K“ als Kontrastton hinzugezogen. Die Farbschichten werden nun auf einem neutralen Weiß nacheinander mit unterschiedlich gewünschter Deckkraft aufgetragen. Die letztendlichen Farbtöne setzen sich also aus der Deckkraft (0 % = unbedruckt, 100 % = Volltonfläche) der einzelnen 4 Farbwerte zusammen.
Wir halten also fest:
RGB = Darstellung auf Bildschirmen/ Monitoren
CMYK = Darstellung auf Print
Eine Datei in RGB zu erstellen und kurz vor dem Abschicken in die Druckerei in eine CMYK-Datei zu konvertieren ist übrigens eine schlechte Idee, da in diesem Fall das RGB-schwarz aus der Mischung von Cyan, Magenta und Gelb entsteht und somit nur ein dunkles braun erreicht wird. Soll also eine Druckdatei erstellt werden, am besten direkt als CMYK-Datei anlegen.
Der Bereich der Print- und Digital-Farben ist ein Universum zu dem man noch einige, lange Blog-Artikel schreiben könnte. Im Netz findet man unglaublich viel Material zum Thema. Einige Mediengestalter und Fotografen würden mir diese Handvoll Tipps wahrscheinlich um die Ohren hauen, weil dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Vielleicht sind sie für den Einstieg trotzdem nicht verkehrt.
Wenn Sie sehen möchten, wie eine Offsetdruckmaschine mit 4 Farben funktioniert, können Sie sich folgendes Video anschauen. Es ist nicht wirklich kurz, aber an einem Sommerloch-Freitag kann man das schonmal machen. 😉 Und: am Ende ist man schlauer:
Dateierstellung und Gestaltung
Das Wichtigste zuerst: Sie sollten Spaß an der Gestaltung haben. Falls dies nicht der Fall sein sollte, wird die Lieblosigkeit letztendlich im Endprodukt zu sehen sein und das könnte mögliche Neukunden verschrecken.
Falls Sie die Gestaltung in andere, aber nicht ganz so teure Hände geben wollen, ist vielleicht die Plattform 12Designer interessant. Sie beschreiben ihr Projekt, bestimmen selbst den Preis und ein Netzwerk von Designern die diesen akzeptieren, macht sich an die Arbeit zu einem Entwurf. Am Ende bezahlen Sie nur denjenigen, der den Zuschlag bekommt.
Sie haben doch Lust es selbst zu machen? Die gängigsten Programme die von den Profis genutzt werden sind Adobe Photoshop und Adobe Indesign, welche aber auch die teuersten sind. Wer sich auch mit einfacherer Software zufrieden gibt, kann mit Gimp ein kostenloses Programm herunterladen:
Hier geht’s zum download für Windows
Hier geht’s zum download für den Mac
Für den Schnellstart helfen sicher ein paar Gimp-Tutorials auf deutsch.
Offsetdruck: Die Vorbereitungen
Online-Druckereien sind meist günstiger als Druckereien vor Ort, in welchen Sie sich beraten lassen können. Allerdings sind die Kunden hier selbst für fehlerhafte Datei-Einstellungen verantwortlich. Investieren Sie die paar Euro mehr, um sich Ärger zu ersparen. Dies gilt auch für den Proof, den Testdruck den Sie vor der Massenproduktion anfordern sollten. Gehen Sie bei der Druckerei ihres Vertrauens vorbei, ehe Sie mit der Erstellung ihrer Datei beginnen. Die Meister des Fachs können Sie im vorhinein vor üblichen Fehlern warnen.
Auf was man sonst so alles achten muss und welche Fallstricke vor dem Druck zu umgehen sind, ist außerdem unter diesem Link anschaulich und übersichtlich beschrieben.
Falls es Fragen, Einwände oder Ergänzungen geben sollte, kann wie immer gern unser Kommentarbereich genutzt werden.