Über die unheimliche Selbständigkeit von Google Now

Nutzen Sie die App Google Now auf Ihrem Smartphone? Praktisch, oder? Und wissen Sie auch noch, was Sie z.B. am 27. April diesen Jahres gemacht haben? Nein? Macht nix. Google weiß es und sagt es Ihnen gern. Die Suchmaschine hält nämlich nicht nur auf uns zugeschnittene Kärtchen bereit, sondern hilft auch, wenn man mal der Polizei erklären muss, was man Dienstag vor 5 Wochen gemacht hat. Aber jetzt erstmal auf Anfang.

Was ist Google Now?

Google Now ist die mobile Google-Suche für ihr Smartphone oder ihr Tablet. Android-Geräte haben es bereits vorinstalliert, für Iphones ist sie auch erhältlich. Die App soll Ihnen Informationen geben, wenn Sie sie brauchen, ohne dass Sie danach gefragt haben. So bekommen Sie Staumeldungen wenn Sie auf dem Weg zur Arbeit sind, Flugtickets, wenn Sie auf dem Weg zum Flughafen sind (falls Sie Google’s Email-Dienst Gmail nutzen) oder Vorschläge zu Sehenswürdigkeiten in der Nähe.

Diese Infos sind unter der bekannten Google-Suche-Box als „Karten“ angeordnet. Man kann jene, die einen nicht interessieren herausschmeißen, die anderen behält man. So weit, so gut. Wenn es aber dabei bleiben würde, gäbe es diesen Artikel heute nicht.

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Wohnen Sie in London, sieht die App auf Ihrem Tablet wahrscheinlich so aus

Google Now lernt aus unseren Gewohnheiten und agiert ungefragt im Hintergrund

Das erste Mal wurde ich stutzig, als ich bei meinem relativ neuen Android-Smartphone von Google Now eine Meldung bekam, wie viele Kilometer ich im letzten Monat zu Fuß und wie viele ich mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte. Ich hatte gar nicht danach gefragt. Ich bekam diese Meldung aber auch nie wieder.

So in etwa sah das aus:

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Google Now erkennt automatisch „Zuhause“ und „Arbeit“

Nach einer Weile mit Google Now stellte ich außerdem fest, dass die App selbständig mein Zuhause und meinen Arbeitsstandort festgelegt hatte, korrekt wohlgemerkt. Hier lernt Google anhand meiner Aufenthaltsstatistik, wo ich am meisten schlafe und wo ich mich tagsüber aufhalte. So kann es mir anzeigen, wenn ich irgendwo in der Stadt in Bewegung bin, wie weit der Weg bis zu mir nach Hause ist. Fahre ich grundsätzlich nicht mit dem Auto, sondern nutze die öffentlichen Verkehrsmittel, verzichtet die App nach einer Weile auf die Informationen über Verkehrsmeldungen und stellt stattdessen die U-Bahn-Verbindungen der nächstgelegenen Haltestelle zur Verfügung.

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Natürlich klappt dies nicht immer so reibungslos wie bei mir:

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Nächstes Beispiel. Als ich vor ein paar Wochen im Sommerurlaub in Schweden war, bekam ich wieder ein unerwartetes „Kärtchen“: Mir wurden nicht nur Sehenswürdigkeiten in der Nähe angezeigt, sondern auch ein Übersetzungsvorschlag- zugeschnitten auf die Tageszeit.

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Na dann- God natt! Am letzten Wochenende war ich schließlich südlich von München unterwegs und mit dem Auto zurück nach Berlin (was für eine unerträgliche Strecke, da fahr ich ja lieber zweimal nach Schweden). Stundenlang auf der Autobahn, bereits mehrere Staus durchlitten, bekomme ich eine vibrierende Pushmitteilung von Google Now: Über die nächste Staumeldung.

Diesmal ist es nicht der Stau, der mir den Schweiß auf die Stirn treibt. Wieder: Ich hatte nicht danach gefragt, ich hatte noch nicht einmal in Google Maps die Route eingegeben. Google Now hatte im Hintergrund erkannt, dass ich mich seit einer Weile auf der Autobahn befinde und prognostiziert, wohin ich fahren werde.

Daraufhin wurde ich neugierig. Was kommt da auf uns zu? Ich recherchierte ein bisschen. Und staunte nicht schlecht. Natürlich ist es keine Überraschung, dass Google unsere Standortdaten speichert und für seine Zwecke nutzt. Aber davon dass sie so plump archiviert werden und einfach einsehbar sind, hatte ich keine Ahnung. Ich war geschockt, ehrlich gesagt.

Introducing: Google Location History

08. August 2014. Ich habe Urlaub. Dank Google weiß ich nun, dass ich an jenem Tag 245,265 km zurückgelegt habe und wo ich zu welcher Uhrzeit gewesen bin. Ich kann mir das auch als KML-Datei exportieren und offline speichern, wenn ich will. Ich kann mir das auch als flotte Animation anzeigen lassen. Da kann also nicht nur theoretisch jeder Hacker, der BND oder die NSA kryptische Google-Daten nutzen, um herauszufinden, wann ich wo war, sondern jeder, der Zugang zu meinem Passwort-speichernden Browser hat.

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Sobald das Handy Kontakt zum Internet aufnimmt, sei es, ob man eine andere App nutzt oder wenn man seinen Standort ändert und damit die nächstgelegenen Funkmasten wechseln, wird ein roter Punkt auf der Karte hinzugefügt. Die Wege zwischen den Punkten werden, angepasst an der Geschwindigkeit mit der man sich bewegt, mit Luftlinien verbunden. So zeichnet sich ein von 0-24 Uhr zurückgelegter Weg ab.

Ich habe mal ein Beispiel herausgesucht mit teils sehr genauen und teils sehr ungenauen Bewegungen. Der positive Aspekt ist, dass ich auch noch sehr sportlich rüberkomme (gut, ein Gammeltag wäre nicht so spannend zu beobachten), aber genau daher resuliert der sehr genaue Verlauf auf einer Teilstrecke: Ich hatte mit meiner Lauf-App das GPS eingeschaltet, was Google sich zunutze macht. Es ist also der 27. April diesen Jahres, ein Sonntag. Hätte mich jemand gefragt, was ich an dem Tag gemacht habe- keine blassen Schimmer.

Mit Google Location History kann ich den Tag nun komplett rekonstruieren. Nach ausgedehntem Ausschlafen war ich am ehemaligen Flughafen laufen, danach geht’s mit dem Fahrrad zur S-Bahn, mit einmal umsteigen Richtung Müggelsee, das letzte Stück wieder geradelt. Jetzt wird’s wild: ich fliege ein paar Mal über den See hin- und her. Die Sendemasten sind hier einfach zu weit auseinander um mich korrekt erfassen zu können. Hier steigen wir wieder aus.

Da haben wir ihn also, den heiligen Gral für SMS-des-Partners-Leser (Denken Sie nicht mal dran). Aber wie Sie gerade gesehen haben: Die Standortangaben sind sehr ungenau. Falls ihr Partner Stein und Bein behauptet, um 16.03 Uhr nicht auf der anderen Seite der Spree, des Rheins oder des Mains gewesen zu sein, können Sie ihm das ruhig glauben.

Schauen Sie doch mal nach Ihrem Standortverlauf.

Und jetzt? Böses, böses Google?

Natürlich passiert das alles nicht ungefragt. Google hat uns sicher bei der Erstnutzung der App in seinen AGB darauf hingewiesen, was sie macht, die meisten, wie auch ich, hören da halt meistens nicht zu. Der Suchgigant nutzt die Daten also um uns zu verstehen, um seine Dienste, perfekt zugeschnitten auf jeden Einzelnen, anbieten zu können.

Was für Daten und was für unglaubliche Datenmengen von Millionen von Nutzern hinsichtlich des Bewegungsverhaltens tatsächlich ausgewertet werden, kann man wohl nur erahnen. Wie oft gehen die Leute in den Supermarkt? Wie oft wird Fahrrad gefahren? Wie oft gehen die Deutschen im Durchschnitt in die Apotheke? Google weiß es. Jetzt in Panik zu verfallen und das Smartphone in den nächsten See zu werfen, wäre vielleicht überreagiert. Es ist gut, wenn man sich darüber im Klaren ist und selber entscheiden kann, was man mit dieser Information macht.

Wie man die Funktion deaktiviert

Auf der Seite des Google Standortverlaufs können Sie einzelne Standort-Punkte, einzelne Tage und auch den gesamten gespeicherten Verlauf löschen. Schließlich kann man das Tracking seiner eigenen Person auch deaktivieren:
Man klicke rechts oben auf das Zahnrad, dann auf „Einstellungen für den Verlauf“ und es öffnet sich der „Kontoverlauf.“ Hier gibt es noch mehr Überraschungen: Ihre Google Suchanfragen, ihre Youtube-Suchanfragen und ihr Youtube-Verlauf angesehener Videos werden hier ebenso archiviert. Jetzt nur noch auf „Pausieren“ klicken, bestätigen und fertig.

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Und hier scheiden sich wirklich die Geister. Man will sich natürlich einerseits nicht derart kontrollieren lassen, auf der anderen Seite fragt man sich: Was kommt als Nächstes? Denn beindrucken tut mich das Ganze auf jeden Fall.

Wo geht’s also hin?

Haben Sie diesen Film schon gesehen? „Her“ von Spike Jonze erzählt die Geschichte von Theodor (Joaquin Phoenix) der sich in seinen Sprachassistenten (wie Siri von Apple, nur vollendet) verliebt. Die Handlung spielt in der nahen Zukunft, und so wird es wohl auch kommen. Wir werden einen künstlich-intelligenten Assistenten an die Seite bekommen, der uns am Ende besser kennt, als wir selbst.

Unsere Neugier und der Hang zum Pragmatismus überwiegen letztendlich die Sicherheitsbedenken, gläsern sind wir ja eh schon. Oder?
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